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Waldkindergarten " Orber Füchse"

Um den Eltern noch mehr Auswahlmöglichkeiten bei der Suche nach einer Kinderbetreuung zu bieten, eröffnete im September 2022 eine Wald- und Naturgruppe, die zunächst an die Kindertagesstätte Friedrichstal angegliedert war. Im Oktober 2023 wurde die Waldgruppe erweitert und ist seitdem eine eigenständige Einrichtung, die 40 Kinder aufnehmen kann.

Diese Einrichtung wird als alternatives und attraktives Bildungsangebot in Ergänzung zu den bestehenden Angeboten der Kindertagesstätten in Bad Orb gesehen.

Im Gegensatz zu Kindergärten in festen Gebäuden, ist bei einer festen Wald- und Naturgruppe die Umgebung und das vorhandene Gelände der Ort, an dem sich die Kinder aufhalten und an dem pädagogisch gearbeitet wird. Ausstattung und Räume im herkömmlichen Sinn sind nur sehr begrenzt notwendig, Material und Medien werden vor allem aus der natürlichen Umgebung generiert. Der Aufenthaltsort Wald ist ein wichtiger und der wohl auffälligste Unterschied zum Regelkindergarten. Das Konzept eines Waldkindergartens unterscheidet sich in einigen Punkten wesentlich von dem Konzept eines Regelkindergartens.


Waldkindergarten Orber Füchse

Julia Konschu ( Leiterin)

Villbacher Straße 44b
63619 Bad Orb

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Die Waldkindergartengruppe

Lage

Die Kleinkindbewahranstalt-Stiftung und das zuständige Forstamt haben sich für den Wildpark in Bad Orb als Standort entschieden.

Wunderschön am Fuße des Horstberges im Orbtal gelegen, bietet das Areal die besten Voraussetzungen.

Räumlichkeiten

Typisch für einen Waldkindergarten ist der Bauwagen als räumliches Zentrum der Einrichtung.

Er soll Rückzugsmöglichkeit bei extrem schlechtem Wetter sein, ist der Treffpunkt zum Bringen und Abholen, kann Ruheraum sein und dient als Lager und Abstellmöglichkeit.

In der Regel werden im Waldkindergarten kaum Angebote und Aktivitäten im Bauwagen selbst durchgeführt (Ausnahme ist z.B. gezielte Vorschularbeit). So wird in der Regel draußen gespielt, gebaut oder auch gegessen. Dafür werden einfache Sitzmöglichkeiten (z.B. Baumstämme) gesucht.

Der Waldkindergarten im Wildpark verfügt über drei Bauwagen . Diese sind speziell auf die Bedürfnisse eines Waldkindergartens zugeschnitten. Dazu gehören zwei (11m x 3m) großzügig geschnittene Waldkindergartenwagen deren Innenraum einen kindgerechten Charakter besitzt und somit besondere Aufenthaltsqualitäten bietet. Die Ausstattung besteht u.a. aus einer Küchenzeile, einer zweiten Ebene zum Spielen und einem Holzofen.

Außerdem ist ein Toilettenwagen mit integriertem Wickeltisch angeschafft.

Alle Wagen verfügen über fließend Frischwasser und Strom.

In der Regel wird auch bei schlechtem Wetter die Gruppe offengehalten.

Einzige Ausnahme sind Witterungslagen, die als gefährlich eingestuft werden können. Denkbar sind z.B. Blitzeis auf der Zufahrtsstraße oder extreme Sturmwarnungen. Für diese Fälle benötigt jeder Waldkindergarten einen ausgewiesenen Ausweichraum.

Sobald die Entscheidung getroffen wurde, die Gruppe witterungsbedingt geschlossen zu halten, werden alle Eltern telefonisch informiert. Treffpunkt ist dann morgens direkt am Ausweichraum.

Struktur der Gruppe, Platzkapazität

In der Waldkindergartengruppe können bis zu 40 Kinder im Alter von 3 Jahren bis zum Schuleintritt betreut werden.

Aufgrund des besonderen Charakters dieser Betreuungsform (z.B. erhöhte Anforderungen an die Aufsicht) wird eine Regelgruppengröße von 20 angestrebt.

Es müssen immer mindestens zwei Personen die Aufsicht gewährleisten und während der Öffnungszeiten anwesend sein. In der Regel sind diese Personen fest angestellte pädagogische Fachkräfte im Sinne des Hessischen Kinderförderungsgesetzes[1].

Für einen erhöhten Personalbedarf z.B. bei Urlaubs- oder Krankheitsvertretungen oder auch zur Unterstützung von Eingewöhnungen, kann auf zusätzliche pädagogische Fachkräfte aus dem Personalbestand der Kita, oder auf Aushilfskräfte zurückgegriffen werden 

Öffnungszeiten / Schließzeiten

Der Waldkindergarten ist von Montag bis Freitag von 8:00 Uhr bis 14:00 Uhr geöffnet.

Weitere Schließzeiten sind analog im allgemeinen Konzept unter der Rubrik Schließzeiten zu erlesen.

Tagesstruktur

Wie in jeder anderen Kindertagesstätte auch, ist es in der Waldkindergartenguppe wichtig, den Kindern durch einen gleichbleibenden und regelmäßigen Tagesablauf (besonders in der Anfangs- und Orientierungsphase) Struktur, Halt und Sicherheit zu vermitteln.

Der Kindergartentag beginnt mit der Bringzeit, die innerhalb einer gewissen Zeitspanne an einem festen Treffpunkt stattfindet.


Nach der Begrüßung im Morgenkreis wird das im Rucksack mitgebrachte Frühstück, je nach Wetterlage in der Unterkunft oder im Freien, gemeinsam eingenommen. Nach dem Frühstück dürfen sich die Kinder in einem vorher festgelegten Bereich im freien Spiel individuell nach ihren Bedürfnissen bewegen (klettern, matschen, ausruhen, entdecken usw.) Themen und Ideen der Kinder werden in angeleiteten Spielen und Angeboten aufgegriffen (Kreis- und Regelspiele, Bücher, Malen u. Basteln).

Natürlich werden auch verschiedene Ausflüge und kleine Wanderungen an vorher ausgewählte Plätze unternommen (je nach Absprache und Planung).


Ein Tag im Wald kann in etwa so strukturiert sein:

Zeitlicher

Rahmen

Aktivitäten

Bildungs- und Tagesinhalte

8:00 Uhr -

8:45 Uhr

Bringzeit

Alle Kinder haben Zeit, sich zu orientieren und anzukommen. Eltern und Erzieher können offene Fragen klären und

Informationen austauschen.

9:00 Uhr

Morgenkreis/ Aktivitätsbe-sprechung

Wir begrüßen uns im Morgenkreis mit einem Guten- Morgen-Lied, stellen die Anwesenheit fest und besprechen die Planung des Tages. Wir beenden den Morgenkreis mit einem Bewegungsspiel oder Lied.

bis

10:00 Uhr

Handhygiene/

Frühstück/

Aufräumzeit

Wir waschen unsere Hände, suchen unseren Frühstücksplatz auf und beginnen unser Frühstück mit einem Tischspruch. Nach dem Frühstück räumen wir unseren Platz wieder auf.

10:00 Uhr -

12:30 Uhr

Freispiel/

sonstige Aktivitäten

Nach dem Frühstück beginnt die Freispielzeit und/oder die im Morgenkreis geplanten Aktivitäten (z.B. Klettern, Bewegungsspiele, Malen, Basteln, Geburtstage, Vorschularbeit u.v.m.). In dieser Zeit haben wir die Möglichkeit, uns ausreichend zu bewegen und unseren Wald mit allen Sinnen zu erkunden.

12:30 Uhr -

13:00 Uhr

Handhygiene/

Trink- und Essenspause

(Mittagsvesper)

Wir waschen unsere Hände, legen eine Pause ein und ruhen uns bei unserer gemeinsamen Mittags-Vesper, die wir mit einem kleinen Tischspruch beginnen, aus.

13:00 Uhr -

14:00 Uhr

Abholzeit

Die Kinder werden in dieser Zeit wieder von ihren Mamas, Papas, Omas, Opas..... vom Kindergarten abgeholt. Auch hier gibt es wieder Gelegenheit für den Austausch von offenen Fragen und Informationen.

14:00 Uhr

Schließungszeit

Ab 14:00 Uhr ist der Waldkindergarten geschlossen.



Pädagogischer Ansatz der Waldkindergartengruppe

Unser natur- und erlebnispädagogisches Verständnis und damit auch der pädagogische Ansatz umfassen zwei sehr grundlegende pädagogische Konzepte.

Auf einer sehr allgemeinen, eher entwicklungsbiologischen Ebene gehen wir davon aus, dass der Mensch historisch ist, was er ist, weil er sich in einer natürlichen Umgebung entwickelt hat. Wir sind das Ergebnis von Herausforderungen, die uns über Jahrtausende von der Natur gestellt wurden. Unsere Sinne, unser Körper und unser Geist sind darauf angelegt, sich draußen zu bewegen und zu behaupten. Dabei wird der Mensch ganzheitlich gefordert und damit gerade in jungen Jahren auch gefördert.

 
Nicht erst seit der Hirnforschung ist klar, dass Lernen und Entwicklung nur möglich sind, wenn wir realen Herausforderungen begegnen, in ihnen bestehen und sie dauerhaft meistern. Darüber hinaus werden nicht nur kognitive und geistige Fähigkeiten auf dieser Ebene angesprochen, sondern auch körperliche. Gesundheit, allgemeines Wohlbefinden, Motorik und Sinne können sich in der natürlichen Umgebung optimal und ganzheitlich entwickeln und gefördert werden. Keine künstliche Umgebung kann diesen natürlichen Lernort ersetzen.

Zum zweiten ist es das soziale Miteinander, das uns prägt, Werte und Normen definiert und in die Lage versetzt, ein kooperatives Mitglied unserer Gesellschaft zu werden. Wir begreifen diesen sozialen Prozess als „ko-konstruktiven Bildungsprozess“[1]. Auch hier bieten sich im Wald ideale Voraussetzungen, Selbstwert, Verantwortung und Sozialverhalten einzuüben und zu lernen. So geht es nicht nur um den Dialog und die Konstruktionen zwischen den Kindern einerseits und den Erzieher/innen andererseits, sondern es kommt als dritter Akteur die Natur hinzu, auch sie ist zu „hören“ und in ihren Bedürfnissen wahr- und ernst zu nehmen.

Wir haben uns das Ziel gesetzt, eine Pädagogik zu fördern, die ursprüngliche menschliche Erfahrungsräume nutzt und deren Effekte mit modernen pädagogischen Methoden ergänzt. Diesem Verständnis folgend, sollen die typischen Schwerpunkte einer Waldkindergartengruppe und moderne Erziehungsstandards verknüpft werden. In den folgenden Abschnitten beziehen wir uns deshalb auch ausdrücklich auf den Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan, insbesondere auf den Abschnitt „Stärkung der Basiskompetenzen des Kindes“[2].



[1]Vgl. Hessischer Bildungs- und Erziehungsplan, S. 21

[2]ebenda: S. 41ff.

Der Waldkindergarten: Geschichte / Grundlagen

Ein Waldkindergarten/ Waldkindergartengruppe ist eine pädagogische Einrichtung für Kinder bis zur Einschulung. Oft werden schon Kinder ab zwei Jahren aufgenommen. Er unterscheidet sich in erster Linie von einem regulären Kindergarten dadurch, dass Kinder und ihre Erzieher/innen ihren Alltag bei „Wind und Wetter“ in freier Natur, sprich in „Wald, Feld und Wiesen“ gestalten und verbringen.

Seinen Ursprung hat der Waldkindergarten in Skandinavien. Dort wurde schon in den 1950er Jahren der erste Waldkindergarten gegründet. In Deutschland entstand der erste Wald- und Naturkindergarten 1968 in Wiesbaden. Damals wurde diese Kindergartenform jedoch nicht offiziell genehmigt. Der erste wirklich anerkannte Waldkindergarten öffnete 1993 in Flensburg.

Da bei schlechter Witterung der Aufenthalt in freier Natur nicht durchgängig gewährleistet werden kann, wird im Wald eine einfache Unterkunft zur Verfügung gestellt.

In der Regel dienen hierzu ein beheizbarer Bauwagen oder eine schon vorhandene Waldhütte. Da keine großen Ausgaben für Gebäude, Wartung, Heizung und Reinigung anfallen, ist der Kostenaufwand geringer als bei einem regulären Kindergarten.

Neben Personalkosten fallen in der Regel nur Kosten für kleinere Anschaffungen wie Werkzeuge oder Bastelmaterialien an. Die Gruppengrößen sind oftmals kleiner als in Regelkindergärten und bestehen meist aus 15 bis 20 Kindern. Der Personaleinsatz ist in einem Waldkindergarten höher als in einem Hauskindergarten. Der Vorteil „des weiten Raumes“ erfordert eine verstärkte Aufsicht und mehr Betreuungsleistung.

Schwerpunkte im Waldkindergarten liegen in der Regel auf „Bewegungsförderung“, „Sinneswahrnehmung“, „Umwelterziehung“ und vor allem auf dem „Spiel“ als natürliches soziales Lernfeld.

Motorik, Bewegung und Gesundheit

Die Besonderheit der Betreuung der Kinder im Wald ist, dass diese bei guten wie schlechten Wetterverhältnissen im Freien und an der frischen Luft stattfindet.

Die Kinder nehmen dadurch den jahreszeitlichen Rhythmus und die Veränderungen in der Natur direkt und intensiv wahr. Der Aufenthalt in freier Natur stärkt die Lebendigkeit, Lebensfreude und das Immunsystem.

Einer der Schwerpunkte in der Waldpädagogik ist die Bewegung.

Vielfältige Bewegungserfahrungen im Kindesalter sind wichtige Grundlagen für eine gesunde Entwicklung. Da der Bewegungs- und Spielraum wesentlich größer ist als in den Räumlichkeiten eines Hauskindergartens, bietet die Betreuung im Wald eine ideale Voraussetzung dafür, dass Kinder ihren starken und natürlichen Bewegungsdrang voll ausleben können.

Durch das „immer draußen Sein“ wird das Immunsystem erheblich gestärkt. Die Kinder sind widerstandsfähiger, haben keine Angst vor Regenwetter und schaffen es relativ weite Strecken zu wandern.

Die ruhige und ausgeglichene Atmosphäre im Wald hilft auch eventuell vorhandene familiäre Belastungen, eigene Krankheiten oder Behinderungen besser zu verarbeiten. Stress und Aggressionen können durch die freie Bewegung, die geringe Lärmbelastung und den Aufenthalt in der Natur schneller abgebaut werden.

Sinneswahrnehmung

Ein weiterer Schwerpunkt in der Waldpädagogik ist die Sinneswahrnehmung.

Auch hier bietet eine Betreuung in der Waldkindergartengruppe ausreichend Gelegenheit, den Aufbau und die Entfaltung aller Sinne zu unterstützen und zu fördern.

Kinder nehmen - anders als Erwachsene - ihre Umwelt vor allem unmittelbar wahr, sie müssen im wahren Sinne begreifen; sehen, hören, riechen, greifen und fühlen gehören zusammen.

Computer, Fernseher und Spielkonsolen sind, ebenso wie Bücher, Zeitung oder Erzählungen, sekundäre Erfahrungswelten.

Das heißt jedoch nicht, dass die Kinder nicht auf sekundäre Lernformen vorbereitet werden, das Gegenteil ist der Fall: Primäre Sinnesentwicklungen sind Voraussetzungen, sich etwas abstrakt vorstellen zu können. So fördert gerade die Waldpädagogik Basiskompetenzen für unser Medienzeitalter.

Kinder sind im Wald in der Umgebung, die ihre Sinne voll und unmittelbar anspricht.

Diese Zeit bietet die Chance, Sinneserfahrungen zu machen wie sie später kaum mehr möglich sein werden. Kinder werden aufmerksam für elementare Erlebnisse, wie im Gras zu liegen, frische Luft einzuatmen, den Himmel und das Wetter zu beobachten oder einfach mit den Händen im Matsch zu buddeln. Sie finden selbstständig Naturmaterialien (z.B. Moos, Zapfen, Steine, Stöcke) und fühlen die unterschiedlichen Materialien (z.B. hart oder weich, glatt oder rau, trocken oder nass).0

Außerdem lernen sie konzentriert die Stimmen der Vögel anzuhören und lauschen wie der Wind in den Bäumen rauscht. Sie beobachten kleine Tiere und Insekten und können erfahren, wie sich die Natur durch den Wechsel der Jahreszeiten verändert. Kinder lernen primär mit allen Sinnen, durch sehen, riechen und vor allem durch begreifen und anfassen.

Wir sind davon überzeugt, dass erst wenn Sinne geschärft und gut entwickelt sind, Kinder in die Lage versetzt sind, sekundäres Lernen durch Erzählungen, lesen oder über das Internet gut aufzunehmen und – was in der modernen Welt immer wichtiger wird - einzuordnen.

Umwelterziehung

Umwelterziehung ist in einem Wald- und Naturkindergarten ein wichtiges pädagogisches Ziel.

Die Kinder lernen dort einen einfühlsamen und rücksichtsvollen Umgang mit der Tier- und Pflanzenwelt.

Oberstes Ziel ist nicht den Kindern beizubringen, möglichst viele Tiere und Pflanzen benennen zu können, sondern dass sie auf Zusammenhänge aufmerksam werden. Sie sollen vermittelt bekommen, dass alle Lebewesen dieser Erde miteinander in Verbindung stehen.

Der Naturschutz ist heute eine zentrale Herausforderung unserer Gesellschaft. Wenn es uns gelingt, die Kinder dahingehend zu befähigen eine emotionale Beziehung und eine offene Verbindung zu allen Wesen der Natur herzustellen, werden sie auch als erwachsene Menschen eher bereit sein, mit der Natur und ihrer Umwelt offen, liebevoll und verantwortungsvoll umzugehen.

Spiel und Kreativität als Mittel der Sozialerziehung

Das Spiel ist der wichtigste pädagogische Schwerpunkt und das Prinzip vieler Wald- und Naturkindergärten.

Spiel ist aus pädagogischer Sicht kein Freizeitvergnügen, sondern natürliche und manchmal auch harte Entwicklungsarbeit an der eigenen Person und im sozialen Kontext. Spiel ist nach unserem Verständnis die natürliche und zentrale Bildungsmethodik für das Vorschulalter[1].

Während Bewegungsangebote, Sinnesentwicklung und Umweltwahrnehmung im Wald fast natürlich vorhanden sind, ist im Spiel pädagogische Methodik und Qualität gefordert.

Es wird in der Regel auf handelsübliches Spielzeug verzichtet. Im Gegensatz zu einem regulären Kindergarten ist das (Wald-) Spielzeug immer zur Hand. Äste, Steine, Blätter, Gras, Moos, Baumstümpfe werden zu Werkzeugen, Spielfiguren, Einrichtungsgegenständen, es entsteht eine Küche mit Löffeln, Tellern, Gemüse oder ein Herd zum Kochen.

Auf individueller Ebene werden Fantasie und Kreativität entwickelt, die natürliche Neugier und der Entdeckungsdrang werden bewahrt und sogar gestärkt.

Im bewussten Umgang mit ihrer Umgebung sind die Kinder angehalten, Verantwortung zu übernehmen. Begegnungen mit noch so kleinen Tieren oder seltenen Pflanzen sind keine künstlichen Übungsräume, sondern natürliche Herausforderungen, sich verantwortungsbewusst zu verhalten.

Im sozialen Miteinander entstehen Rollenspiele und dynamische Gruppenprozesse. Sie werden unterstützt durch erlebnispädagogische und interaktive Spiel- und Reflexionsformen. Spätestens hier wird auch klar, dass Spiel und angeleitetes Lernen verknüpft sind, diese Verknüpfung entsteht nicht aus sich heraus, sondern ist eine zentrale Aufgabe des erziehenden Fachpersonals.



[1]Vgl. Hessischer Bildungs- und Erziehungsplan, S.30

Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) als theoretische Grundlage

Wir erachten es als sehr wichtig, dass Kinder dazu befähigt werden, an ihre eigenen Kompetenzen zu glauben und davon überzeugt sind etwas zu bewirken und verändern zu können. Die von Albert Bandura beschriebene Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) ist der zentrale Baustein zur positiven und zufriedenen Gestaltung der eigenen Lebenswirklichkeit. Faktoren zur Entwicklung von SWE sind:

Eigene Erfolgserlebnisse, die auch wiederholbar sind. Kinder werden ermutigt, sich den verschiedensten Herausforderungen zu stellen und diese auch zu bewältigen.

Die Erfahrung, dass andere in ähnlichen Situationen auch Wirkungen erzielen konnten, bedeutet, dass die Mitglieder der Gruppe Vorbild und Bezug sind. Jüngere lernen von Älteren und geben gegenseitig Motivation und Hilfestellungen.

Zutrauen und positiver Zuspruch durch Bezugspersonen heißt, dass nicht nur die Kinder untereinander es verstehen, sich zu motivieren, sondern dass eine wertschätzende und ermutigende Haltung von den Erzieherinnen verlangt wird.

Erlernen, wie man mit Stresssituationen umgeht und zu erfahren, dass man Stress bewältigen kann, ist die vierte Dimension. Pädagogische Situationen sollten – wie oben gesagt - durchaus einen herausfordernden Charakter haben. Es geht dabei auch um die Entwicklung von Durchhaltevermögen und den Aufbau von Resilienz.

Schulfähigkeit von Waldkindergartenkindern und Vorschularbeit

Eltern, die darüber nachdenken, ihr Kind in einem Waldkindergarten anzumelden, stellen sich oftmals die Frage, ob ihr Kind dort auch optimal auf die Schule vorbereitet wird.

Viele Eltern machen sich Sorgen, dass Waldkindergartenkinder in der Grundschule mehr Schwierigkeiten haben als Kinder aus Regeleinrichtungen. Dahinter steht der Gedanke, dass die Anforderungen von Schule (Stillsitzen, Stifte richtig halten, Formen, erste Zahlen und Buchstaben erkennen) im Waldkindergarten nicht ausreichend trainiert werden.

Mittlerweile ist jedoch klar belegt, dass Kinder aus Waldkindergärten mindestens ebenso gut auf die Schule vorbereitet sind wie Kinder aus Regelkindergärten.

Der Waldkindergarten bietet mehr als hinreichend günstige Voraussetzungen und Lernbedingungen für die Förderung und Unterstützung der körperlichen, kognitiven, psychomotorischen, motivationalen und sozialen Entwicklung der Kinder.

Wir sind der Meinung, dass auch das oben beschriebene Zutrauen in die eigenen Kompetenzen (SWE) dazu beiträgt, die Kinder dahin gehend zu befähigen, in der modernen Welt ein glückliches, zufriedenes, verantwortungsbewusstes und erfolgreiches Leben gestalten zu können.

Unsere Waldkindergartengruppe versteht sich als Bildungsinstitution mit eigenem Profil.

Wir setzen unsere Schwerpunkte auf die Förderung der körperlichen und geistigen Basiskompetenzen sowie auf die Kompetenzen im Bereich der emotional-sozialen Entwicklung.

Der Wald als „Lehrraum“ ist unser bester Lehrer und bietet alle für die Schulfähigkeit relevanten Voraussetzungen.

Durch…

  • Matschen
  • Buddeln
  • Klettern
  • Entdecken von Naturfarben und Formen (verschiedenfarbige Blumen, Hölzer, Steine usw.)
  • Zählen von Naturmaterialien (Kastanien, Eicheln, Steine, Baumringe usw.)
  • Zuordnen von Bodentieren nach Anzahl der Beine (z.B. Käfer oder Spinne?)

 stärken wir spielerisch Basis- und Fachkompetenzen.

Im letzten Kindergartenjahr bieten wir ein- bis zweimal wöchentlich Vorschularbeit an (Vorschulprogramm), um Stifthaltung, gelenkte Bewegungsabläufe und Feinmotorik (durch Malen, Basteln, Puzzeln, Ausschneiden usw.) gezielt zu fördern.

Außerdem begeben wir uns mit den Vorschulkindern auf „Wuppis Abenteuer-Reise“. Dieses Übungsprogramm dient zur Förderung der phonologischen Bewusstheit. Das Material fördert ganz spielerisch das genaue Hinhören, sensibilisiert für die Struktur der Sprache und bereitet die Kinder im letzten Jahr vor der Einschulung auf den Schriftspracherwerb vor. Die Geschichten führen zu Lausch- und Reimübungen, zu Silbenspielen sowie Übungen zur Analyse und Synthese von Lauten. Das Textverständnis wird durch den Handlungsrahmen - mit Geschichten von Wuppi - intensiv gefördert. Das alles steigert auch Aufmerksamkeit und Konzentration.

Eltern werden aktiv eingebunden und informiert: Ressourcen sollen gestärkt, Entwicklungsdefizite gemeinsam besprochen und bearbeitet werden.

Integration von Kindern mit Behinderung / Inklusion

Zum Punkt Integration/Inklusion im bestehenden Konzept möchten wir folgende Überlegungen hinzufügen:
Wir stellen uns bei jedem Kind, das zu uns in den Wald kommen will, nicht die Frage, ob es die Voraussetzungen dazu hat, sondern was wir dafür brauchen, dass es kommen kann.

Hier sind im Gegensatz zu Hauskindergärten im Wald viele Fragen offen und sicher auch einiges an Verunsicherung vorhanden.

Kinder, die besondere Schwierigkeiten im emotionalen oder sozialen Bereich mitbringen, sind unseres Erachtens jedoch besonders gut im Wald aufgehoben.

Doch wie steht es z.B. mit Beeinträchtigungen beim Sehen, Hören oder in der Motorik?

Wie muss ein Waldkindergarten aussehen, damit ein gehbehindertes Kind teilnehmen kann?

 Wie können Pflegemaßnahmen in der freien Natur gut, sicher und hygienisch gewährleistet werden?

Unser Ziel ist es, für alle Kinder mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen/ Behinderungen Integrationsplätze anzubieten. Wir haben sicher nicht alles in der Hand, vor allem nicht die Entscheidung über Ressourcen, aber wir streben das Ideal an, eine Einrichtung zu sein, die alle Kinder, die Lust auf den Wald haben, aufnehmen zu können.

Gestaltung der Übergänge

Kinder und Eltern erfahren, dass der Übergang von der Familie in die Kita sowie von der Kita in die Schule für alle Beteiligten eine große Aufgabe ist.

Der Übergang aus der Familie in die noch unbekannte Kindertagesstätte oder Schule bedeutet für jedes Kind eine große Herausforderung für seine Fähigkeit, sich an neue Umgebungen anzupassen und Beziehungen zu fremden Personen aufzubauen.

Während der ersten Zeit ist das Kind mit unbekannten Räumen, fremden Erwachsenen und anderen Kindern konfrontiert. Es muss sich an neue Situationen, einen veränderten Tagesablauf und an die tägliche mehrstündige Trennung von den Eltern gewöhnen.

Diese Veränderungen fordern dem Kind Lern- und Anpassungsleistungen ab, die auch für ältere Kinder mit erheblichem Stress verbunden sein können. Übergänge müssen jedoch keine Belastung für Kind und Familie sein. Übergänge bergen Chancen und Risiken, sie sind Brücken zwischen bestimmten Lebensabschnitten.

Übergang von der Familie in die Waldkindergartengruppe:

Die dreijährigen Waldkindergartenkinder müssen sich auf neue Menschen und eine neue Umgebungsqualität, den Naturraum, einstellen. Hierbei benötigen sie die vollste Unterstützung von Eltern und Erziehern.

Alle Kinder profitieren davon, wenn ein Elternteil sie in den ersten Tagen begleitet und so eine Brücke zwischen der „alten und der neuen Welt“ baut.

Die Anwesenheit eines Elternteils gibt dem Kind Sicherheit. Die Bezugsperson bildet die sichere Basis, von der aus sich das Kind auf seine neue Umgebung andere Personen einlassen kann. Bildlich gesprochen soll die Mutter ihr Kind der pädagogischen Fachkraft übergeben und dem Kind signalisieren, ich habe Vertrauen zu diesem Menschen, in dessen Nähe kannst du unbesorgt sein.

Die Umsetzung der Eingewöhnung erfolgt in Anlehnung an das Berliner Modell: Die Grundlage des Modells ist die Beachtung der Bindung des Kindes an seine Mutter bzw. seine Eltern und der unterschiedlichen Bindungsqualitäten. In der Regel werden mit der Anwendung des Berliner Eingewöhnungsmodells eine bis ca. drei Wochen für die Eingewöhnung eines Kindes benötigt. Die konkrete Dauer der Eingewöhnung ist von Kind zu Kind unterschiedlich.

Die Eingewöhnung erfolgt in 5 Schritten:

  1. Der erste Kontakt: Das Aufnahmegespräch
    Das Aufnahmegespräch ist der erste ausführliche Kontakt zwischen Eltern und Bezugserzieher/-innen. Im Mittelpunkt stehen dabei das Kind mit seinen Bedürfnissen und die Eingewöhnung des Kindes in den Waldkindergarten.
  2. Die dreitägige Grundphase:
    Ein Elternteil kommt drei Tage lang mit dem Kind in die Einrichtung, bleibt ca. 2 Stunden und geht dann mit dem Kind wieder. In den ersten drei Tagen findet kein Trennungsversuch statt. Der Elternteil verhält sich eher passiv, schenkt aber dem Kind volle Aufmerksamkeit – der Elternteil als „Sichere Basis“. Der/die Erzieher/-in nimmt vorsichtig und behutsam Kontakt auf und beobachtet die Situation. Schritt für Schritt versucht der/die Erzieher/-in das Vertrauen des Kindes zu gewinnen.
  3. Erster Trennungsversuch und vorläufige Entscheidung über die Eingewöhnungsdauer:
    Der Elternteil kommt am 4. Tag in die Einrichtung, verabschiedet sich nach wenigen Minuten klar und eindeutig mit einem kleinen Abschiedsritual (z.B. Winken, Kuss etc.) und verlässt den Raum (bzw. Bauwagen / Waldplatz) für etwa 20 bis 30 Minuten, bleibt aber in der Nähe (evtl. im Auto bzw. außer Sichtweite). Wichtig ist für das Kind ein vertrautes Ablöseobjekt, wie z.B. Kuscheltier, Tuch oder Schal. Ist der 4. Tag ein Montag, erfolgt die erste Trennung erst am 5. Tag.
  4. Stabilisierungsphase:
    Nimmt das Kind den/die Erzieher/-in zunehmend als „Sichere Basis“ an, kann die Trennungszeit langsam ausgedehnt werden und das Kind täglich etwas länger im Kindergarten bleiben. Die Eltern (oder Bezugsperson) sollte jedoch jederzeit erreichbar (Handy) sein.
  5. Schlussphase:
    Der Elternteil hält sich nun nicht mehr in der Nähe des Kindergartens auf, ist aber jederzeit erreichbar. Die Eingewöhnung ist dann beendet, wenn das Kind sich von dem/ der Erzieher/in schnell beruhigen, ablenken und trösten lässt und es sicher und in grundsätzlich guter Stimmung spielen kann.

 

Übergang vom Waldkindergarten in die Grundschule:

Der Übergang vom Kindergarten in die Schule ist eine spannende, aber auch unsichere Phase im Leben eines Kindes und dessen Eltern.

Die notwendigen Voraussetzungen für den Anschluss zwischen den Systemen Kindergarten und Grundschule werden mit dem Begriff „Schulfähigkeit“ beschrieben.

Kinder sind in der Regel hoch motiviert, sich auf den neuen Lebensraum Schule einzulassen. Können sie auf vielfältige Erfahrungen und Kompetenzen aus ihrer Kindergartenzeit zurückgreifen, sind die Chancen meist sehr hoch, den neuen Lebensabschnitt mit Zuversicht, Stolz und Gelassenheit entgegenzusehen.[1]

Eine enge Kooperation mit der jeweiligen Grundschule finden wir außerordentlich wichtig und ist für uns unabdingbar.

Es ist uns ein Anliegen, die Lehrkräfte in den Wald einzuladen, damit sie sich vor Ort ein Bild von den Fähigkeiten und Stärken der Kinder machen, aber auch, um uns Anregungen zur Förderung im Vorschulbereich geben zu können.

Darüber hinaus sind Kooperationen mit den ersten Klassen angedacht. Gegenseitige Besuche und gemeinsame Aktionen im Wald sollen dazu beitragen, Übergänge fließend zu gestalten, gegenseitiges Verständnis zu fördern und Synergien für alle Beteiligten zu erreichen.



Feste und Feiern

In unserer Waldkindergartengruppe haben Feste und Feiern einen ganz besonderen Stellenwert, sie geben uns Struktur und Orientierung im gesamten Kindergartenjahr.

Jedes Fest findet nur einmal im Jahr statt, deshalb wollen wir jeder Festlichkeit einen ganz besonderen Rahmen geben.

Gerade Feste und Feiern bieten einen idealen Rahmen, um Partizipation zu leben und den Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Wünsche und Vorstellungen äußern und umsetzen zu können. Außerdem bietet die Organisation von Festen die Chance, die Arbeit des Kindergartens transparent zu machen. So geben wir auch einen Einblick in das Können der Kinder und unser Wirken.

Ernährung und Versorgung

Essenssituation:

Ziel unserer ernährungspädagogischen Arbeit ist es, Kinder zu einem selbstbestimmten und eigenverantwortlichen Umgang mit Essen und Trinken zu befähigen.

Dazu gehören die Entwicklung eines Wahrnehmungsgefühls für Hunger und Durst, Geschmacks- und Sinnesschulung, Kenntnisse über Hygiene und ein eigenverantwortlicher Umgang mit Lebensmitteln.

Die regelmäßige Einnahme der Mahlzeiten hilft den Kindern, sich im Tagesablauf zu orientieren und zurechtzufinden. Gemeinsam mit den Kindern schaffen wir die Bedingungen für eine positive Essensatmosphäre.

Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass gemeinsames Essen auch eine soziale Rolle spielt. Frühstück, Vespermahlzeit und Getränke werden von den Kindern von zu Hause mitgebracht, so haben Kinder und Eltern die Möglichkeit, besondere Vorlieben und Geschmäcker zu berücksichtigen.

Über die Zusammensetzung dieser Mahlzeiten werden wir mit den Eltern Absprachen treffen.

Wir legen großen Wert darauf, dass die Mahlzeiten gemeinsam eingenommen werden.

Durch ein bestimmtes Ritual, z.B. einen Tischspruch oder ein Lied, signalisieren wir den Kindern, dass die Essenszeit beginnt.

Die pädagogischen Fachkräfte nehmen beim Essen eine Vorbildfunktion ein. Ihnen ist bewusst, dass ihr Essverhalten von den Kindern beobachtet wird und dadurch Einfluss auf ihre Essgewohnheiten hat.

Bei uns darf jedes Kind selbst entscheiden, ob, was und wie viel es isst. Hat ein Kind während des Frühstücks oder der Vespermahlzeit noch keinen Hunger, weil es z.B. morgens zu Hause ausgiebig gefrühstückt hat, muss es nicht zur vorgeschriebenen Zeit essen.

Wir vertrauen auf die Fähigkeit der Kinder, zwischen Hunger und Sättigung unterscheiden zu können. Einige Kinder lassen sich viel Zeit, erzählen, genießen ihr Frühstück, andere essen zügig, damit sie wieder weiterspielen können.

Wer fertig mit dem Essen ist, räumt selbstständig seine Sachen ein. Braucht oder wünscht sich ein Kind Hilfe bei dieser Tätigkeit, wird es diese selbstverständlich bekommen. Eventuell anfallende Abfälle werden eingepackt und mit nach Hause genommen.

Wir streben ein gesundes Frühstück an und wollen partizipativ mit den Eltern zusammen entsprechende Regelungen entwickeln.

In Zusammenarbeit mit der Jugendzahnpflege Main-Kinzig-Kreis, die unseren Kindergarten einmal im Jahr besucht, wird versucht den „zuckerfreien Vormittag“ in unsere Gruppe zu integrieren.

Pflegesituation:

Die Pflegesituationen werden achtsam und bewusst gestaltet, da sie ein sehr persönlicher und intimer Moment für das Kind sind.

Alle Pflegesituationen geschehen mit Einwilligung und Kooperation des Kindes. Das Wickeln oder auch das Wechseln der Kleidung führen nur Fachkräfte, die den Kindern vertraut sind, durch.

Alle neuen Mitarbeitenden werden erst nach einer mindestens zweiwöchigen Einarbeitungszeit in die Wickelsituation eingeführt.

Vor Beginn der jeweiligen Pflegesituation treten wir mit dem Kind in Kontakt, bereiten es so auf die Situation vor und gehen auf individuelle Wünsche ein. Möchte ein Kind z.B. nicht mehr im Liegen gewickelt werden, reagieren wir auf diese Situation und wickeln es im Stehen.

Beim Wickeln oder dem Wechseln von Kleidung erfahren die Kinder emotionale Zuwendung, sie werden von uns liebevoll umsorgt und gepflegt. Die Eltern sind dafür zuständig, dass sich immer ausreichend Wechselkleidung und Hygiene-Artikel (z.B. Feuchttücher, Windeln) im Bauwagen befinden. Jedes Kind wird hierfür eine eigene Tasche im Bauwagen bekommen.

Wechselkleidung ist ein wichtiges Utensil, denn z.B. bei regnerischem Wetter haben wir so die Möglichkeit, die Kinder wieder trocken und warm einzupacken, wenn die Kleidung beim Toben durch Pfützen nass geworden ist.

Auch im Prozess des „Sauberwerdens“ kann es zu Zwischenfällen kommen, dann ist es wichtig, dass genügend Wechselkleidung zur Verfügung steht.

Uns ist wichtig, dass die Autonomie beim Wickeln gewährleistet wird, ohne die Kinder zu überfordern. Alle Tätigkeiten, die die Kinder schon selbst verrichten können, dürfen sie auch selbst ausführen. Selbstverständlich kann das Kind auch bestimmen, von welcher pädagogischen Fachkraft es gewickelt werden möchte.

Die Anwendung von Pflegeprodukten (z.B. feuchte Reinigungstücher, Wundschutzcreme) wird mit den Eltern abgesprochen, ansonsten wird nur Wasser zum Reinigen benutzt.

Auf die Hygienebestimmungen wird geachtet, die nähere Beschreibung hierzu findet sich in unserem Hygieneplan.

Auch während der Sauberkeitserziehung achten wir auf die Autonomie des Kindes. Die Kinder bestimmen den Zeitpunkt selbst, wann sie bereit sind, eine Toilette zu benutzen und keine Windel mehr zu tragen. Wir begleiten diesen Entwicklungsschritt sensibel und stimmen uns mit den Eltern ab.

Das Thema „Sauberwerden / -sein“ wird schon in unserem Aufnahmegespräch besprochen, um Druck zu nehmen und ggf. unterstützend zu beraten und unsere Haltung diesbezüglich vorzustellen.

Auch in den Entwicklungsgesprächen werden wir ggf. die individuelle Entwicklung eines jeden einzelnen Kindes auf dem Gebiet der Sauberkeitserziehung zum Thema machen und entwicklungspsychologisches Fachwissen an die Eltern weitergeben. Sollten dennoch Probleme auftreten, könnten Fachvorträge oder auch die Zusammenarbeit mit anderen beratenden Stellen ein gutes Angebot sein, um den Eltern Unterstützung zu bieten und sich mit Fachleuten auszutauschen.

Hygiene, Unfall und Gesundheitsschutz

Wie auch in anderen Kindertageseinrichtungen gibt es in der Waldkindergartengruppe einige Auflagen und Vorschriften durch das zuständige Gesundheitsamt. Diese umfassen hauptsächlich, die Kinder vor Gefahren im Wald zu schützen.

Wichtige Aspekte hierbei sind gründliches Händewaschen, Sauberkeit der Aufenthaltsräume, Aufklärung über giftige Pflanzen, Erkrankungen durch Verletzungen oder Tiere, geeignete Kleidung und Ausrüstung.

Handhygiene:

Die Handreinigung findet nach jedem Toilettengang und vor jedem Verzehr von Lebensmitteln (Frühstück, Mittagssnack) statt. Zum Trocknen der Hände werden täglich frische Stoff- oder Papierhandtücher verwendet.

WC- Wagen:

Der WC- Wagen beinhaltet 2 Kindertoiletten und eine Erwachsenentoilette, sowie 2 Waschbecken innen und einem Wickeltisch. Die Reinigung der kompletten Sanitäranlagen erfolgt täglich nach dem Ende der Betreuungszeit.

Wickeln:

Im WC-Wagen gibt es eine Wickelauflage. Diese wird nach jedem Wickeln mit einem Desinfektionstuch gereinigt. Die Erzieher/-innen tragen zu ihrem Schutz Einmalhandschuhe. Die Einmalhandschuhe und die Windeln werden gesammelt täglich entsorgt.

Toilette / Toilettengang:

Zur Verrichtung der Notdurft steht den Kindern und Erziehern der Toilettenwagen zur Verfügung. Sollte ein Kind bei dem Toilettengang Hilfe benötigen, wird es diese selbstverständlich bekommen.

Außenwaschbecken:

Am WC- Wagen ist ein Außenwaschbecken installiert, das mit einem Wasserkanister betrieben wird. Das Wasser des Kanisters wird täglich frisch aufgefüllt.

Wäsche:

Stoffhandtücher, die wir zur täglichen Handreinigung verwenden, werden in einem Korb gesammelt und am Ende der Woche von einer pädagogischen Fachkraft zum Waschen mit in die Kita genommen. Decken und Tücher werden ebenfalls regelmäßig gewaschen.

Aufenthaltsräume (Bauwagen):

Der Bauwagen wird von dem/den Erzieher/-innen täglich nach Kindergartenschluss ausgekehrt. Fußböden, Ablagen und Tische werden mindestens einmal pro Woche gründlich mit einem Neutralreiniger (biologisch abbaubar) gereinigt

Verhaltensregeln im Wald

Da wir nur Gäste in Wald und Flur sind, gibt es bestimmte Regeln, an die sich Kinder sowie Erzieher/-innen halten müssen. Diese Regeln haben nicht nur etwas mit dem Respekt gegenüber der Natur zu tun, sondern sind auch besondere Schutzregeln für Kinder und Erzieher/-innen.

Diese Verhaltensregeln werden überprüft, sind Teil der Aufsichtspflicht und werden bei Bedarf neu vereinbart. Da viele dieser Regeln mit Hygiene, Gesundheit und Unfallschutz zu tun haben, stellen wir sie an dieser Stelle dar.

  • Wir laufen nur so weit, dass wir die Erzieher/-innen noch sehen und hören können. Wir bleiben in den vereinbarten Spielbereichen. (Wenn wir etwas weiter weg spielen wollen, müssen wir vorher eine/n Erzieher/-in fragen).
  • Wir dürfen nichts in den Mund stecken oder essen (keine Waldfrüchte, keine Beeren, keine Pilze etc.).
  • Wir trinken nur Wasser aus den mitgebrachten Trinkflaschen (nicht aus Bächen oder Tümpeln).
  • Wir fassen weder tote Tiere noch Kot an.
  • Mit Stöcken dürfen wir nicht rennen oder uns gegenseitig verletzen.
  • Wir klettern und balancieren nur auf ausgewählten Baumstämmen bzw. Bäumen.
  • Wir hinterlassen unsere Ausflugsziele sauber und wie wir sie vorgefunden haben. (Wir werfen keinen Müll in den Wald)
  • Wir verhalten uns möglichst leise im Wald.

Gefahren im Wald

Neben den zahlreichen Möglichkeiten und Angeboten, in einem Waldkindergarten Bewegungsmangel und anderen Defiziten entgegenzuwirken, gibt es auch bestimmte Gefahren, die von allen Beteiligten beachtet werden müssen:

Fuchsbandwurm (Echinokokkose)

Der Fuchsbandwurm ist ein Parasit, der u.a. im Dünndarm von Füchsen lebt. Zur Weiterentwicklung der Wurmeier benötigt der Fuchsbandwurm einen Zwischenwirt. Die Eier werden über den Kot des Fuchses ausgeschieden und abgestoßen. Da der Mensch ebenfalls die Funktion des Zwischenwirtes übernehmen kann, ist eine Infektion möglich. Deshalb ist es wichtig, keine Waldfrüchte (Beeren etc.) zu verzehren oder Kot anzufassen.

Tollwut (Rabies)

Tollwut ist eine durch Viren ausgelöste Infektionserkrankung. Sie wird in der Regel durch den Biss oder den Speichel eines erkrankten Tieres übertragen. Die Kinder sollten daher wissen, dass ein zutrauliches (sonst scheues) Wildtier eine Tollwutinfektion haben könnte. Im Wald gilt daher grundsätzlich, dass Wildtiere oder tote Tiere nicht angefasst oder berührt werden dürfen.

Wundstarrkrampf (Tetanus)

Tetanus ist eine durch Bakterien ausgelöste Erkrankung. Entstehen kann die Krankheit durch einen Erreger, der in der Erde, an rostigen Gegenständen oder in Fäkalien (von Menschen oder Tieren) vorkommen kann. Besonders bei tiefen Verletzungen wie Schnitt- oder Splitterwunden, aber auch bei Stichen und Bissen kann es zu einer Infektion kommen. Daher ist eine Impfung gegen Tetanus ratsam.

Vergiftung

Durch den Verzehr von Waldfrüchten (Beeren, Pilze o.Ä.) ist eine Vergiftung möglich. Sie hängt jedoch von den individuellen Voraussetzungen des Kindes und der Art der Pflanze ab. Ausschlaggebend ist die Wirkstoffmenge. Symptome einer Vergiftung können sein:

  • Übelkeit
  • Brechreiz
  • Durchfall
  • Schweißausbrüche
  • Benommenheit oder Schwindel

Auch hier ist es besonders wichtig, dass keine Beeren, Pilze oder andere Pflanzen in den Mund gesteckt oder gegessen werden.

Zeckenbisse

Zecken halten sich bevorzugt in niedrigem Buschwerk, Sträuchern, Gräsern oder Farnen auf. Beim Vorbeilaufen werden sie dort mit dem Körper abgestreift. Zecken können zwei Infektionskrankheiten übertragen, die „Frühsommer-Meningoenzephalitis“ (FSME) und die „Lyme-Borreliose“.
Deshalb tragen die Kinder auch in den warmen Frühjahrs- und Sommermonaten Kleidung, die den Körper vollständig bedeckt (langärmelige T-Shirts, lange Hose oder Leggins, Strümpfe und feste Schuhe). Es ist wichtig, die Kinder nach dem Waldaufenthalt sorgfältig nach Zecken abzusuchen. Eventuell vorhandene Zecken sollten unmittelbar mit einer Zeckenzange oder -pinzette entfernt werden (bitte keine Öle, Nagellack o.Ä. verwenden).

Insektenstiche oder -bisse

Wichtig ist, dass im Sommer auf süße Nahrungsmittel verzichtet wird. Außerdem sollten die Kinder nur Wasser in ihren Trinkflaschen mitbringen. Bei den Trinkflaschen wird darauf geachtet, sie nach dem Trinken immer verschlossen zu halten. Ist eine allergische Reaktion auf Insektenstiche oder -bisse bekannt, muss dies immer im Vorfeld mit dem/den Erzieher/-innen abgeklärt werden (für solche Fälle wird evtl. ein Notfallset benötigt). Diese Frage thematisieren wir auch in den Aufnahmegesprächen.

Klima - Wetter / Kleidung

Da sich die Kinder im Waldkindergarten bei jedem Wetter draußen aufhalten und bewegen, ist es wichtig, sich den unterschiedlichen Jahreszeiten und Witterungsbedingungen anzupassen und sich zu schützen.

In den Herbst- und Wintermonaten tragen die Kinder ihre Kleidung in mehreren Schichten übereinander, auch „Zwiebelmethode“ oder „Zwiebellook“ genannt. Dies hat den Vorteil, dass bei Bedarf eine Schicht einfach aus- oder wieder angezogen werden kann.

Dazu gehören:

  • lange Unterhose / Strumpfhose
  • langärmelige Shirts und Pullover
  • wind- / wasserdichte Jacke
  • wind- / wasserdichte Hose (gefütterte Regen- bzw. Matschhose)
  • warme Mütze
  • warme Handschuhe
  • evtl. Gummistiefel
  • vor allem feste und wasserabweisende Schuhe (Lauf- oder Wanderschuhe)

Außerdem:

  • ein Sitzkissen
  • Rucksack (geeignet ist ein Rucksack mit Brustschnalle)
  • Trinkflasche
  • Brotdose

In den warmen und heißen Sommermonaten ist es sinnvoll, auf einen ausreichenden Schutz vor intensiver Sonneneinstrahlung zu achten. Die Kinder tragen auch dann:

  • langärmelige Hemden oder T-Shirts
  • dünne lange Hosen oder Leggins
  • Kopfbedeckung (Hut, Kappe, Kopftuch)
  • Strümpfe
  • feste Schuhe (keine Sandalen)
  • evtl. Sonnencreme / Insektenschutz

 

Ausrüstung

Ausrüstung

Die Ausrüstung der Erzieher/-innen für den täglichen Gebrauch:

  • Mobiltelefon mit eingespeicherten Nummern der Telefonliste
  • ausgedruckte Telefonliste (Tel.-Nr. von Eltern u. Familie, Krankenwagen, Ärzten, Forstamt usw.)
  • Bollerwagen / Kinderwagen
  • Notfall-Set, Erste-Hilfe-Set
  • Decke
  • Zeckenzange
  • Sonnenschutz
  • Isolierende Sitzunterlage
  • Wasserkanister
  • biologisch abbaubare Seife
  • evtl. Handbürste
  • frische Stoffhandtücher / Papierhandtücher
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